Strandurlaub in Cobacabana

La Paz, Cobacabana, Isla del Sol (13.07.-19.07.2002)

Vor dem ersehnten Strandurlaub musste noch die dunkle Seite der Macht ran. Die letzten Stabilokokken mit dem Lichtschwert vernichten. Das Kino in La Paz ist wie Innenstadtkinos in Stuttgart - riesig, bequem, laut und irgendwie fast schon beheizt!!!! Die Platzreservierung ist ein Satz wert: hier arbeitet kein Grossrechner. Hinter der Kasse ist eine Stecktafel mit kleinen Papierfetzen. Beim Reservieren bekommt man dieses Stueck Papier mit der Platznummer drauf. Sieht aus wie Lose und wir haben einen Platz gewonnen. Das mit dem Stabilokokkenvernichten hat leider nicht geklappt. Sie haben sich rechtzeitig in die neutrale Schweiz gefluechtet und am Ende des Films wars Pascal schlecht...

Dann aber nichts wie an den Strand Copacabanas. Nein - wir sind nicht in Rio. Copacabana liegt am Titikakasee in bekannter Extremhoehenlage und ist das Wochenendausflugsziel fuer gestresste Pacenos (= Einwohner von La Paz). Die Freizeitbeschaeftigung dort ist zum einen Wallfahren und zum anderen tatsaechlich strandurlauben.

Zuerst zum Wallfahren: Es gibt zwei Major-Spots. Den Berg und die Kathedrale. Auf dem Berg mit herrlichem Blick ueber eine endlose Wasserflaeche stehen blau-bemuetzte Schamanen im Weihrauchnebel, schmettern Ave-Marias, zuenden Knaller, trinken mit den hoffnungsvollen Familien Apfelwein und verschuetten den Schluck fuer Pachamama (= Mutter Erde). Optimal fuer den Schamanenberuf sind Alkoholiker und chronisch verschnupfte (wegen dem Weihrauchgestank) Maenner mittleren Alters. Wichtig fuer die Zeremonie ist das Modell des gewuenschten Objekts. Ebenfalls auf der Bergspitze sitzen die ueblichen Haendlerinnen und verkaufen Modellhauser, Modellautos, Modellbabies, Modellhochzeitspaare, Modellwasmansonstnochgernehaette. Perfekter Service. Wer sich ein Auto gewuenscht hat und dann endlich im Besitz seines neuen fahrbaren Untersatzes ist, der faehrt damit zur Kathedrale. Auf dem Platz davor wird das glaenzend polierte Stueck dann liebevoll geschmueckt, die Motorhaube geoeffnet und vom greisen Padres mit Weihwasser gesegnet. Koennt ihr Euch Johannes Paul mit Baseballmuetze vorstellen?

Weiter gehts im Wochenendvergnuegen an den Strand. Dort treffen sich alle gesegneten Fahrer und Fahrzeuge mit den normalen Ausflueglern zum Strandleben. Tretboottreten, kajakfahren, essen und auf den wohl einzigen 20 qm Rasenflaeche Boliviens in der Sonne liegen. Baden? Wir sind auf fast 4000 m Hoehe und froh um jedes beheizte Restaurant!!!!!

Wer genug vom Strand hat macht eine Bootsfahrt - wie am Bodensee. Ziel ist die Isla del Sol, der Geburtsort der Sonne und des ersten Inka. Ein heiliger Ort im heiligen See der Inkas. Wir finden dort DAS Zimmer der Insel. Vom Bett aus mit Blick auf den See und die dahinterliegenden 6000er der Cordlillera Real. Wie in Tulum muessen wir zum Sonnenaufgang nicht mal aufstehen. Ueber den Temperaturunterschied kein Wort zuviel. Abends um 8 liegen wir dick einrollt im Schlafsack.

Die Insel ist komplett strassen- und somit autofrei. Das Transportmittel der Einheimischen sind die Esel, die Gringos wandern. Einmal quer ueber die Insel auf einem 2 m breiten perfekt angelegten Wanderweg. Der letzte Kilometer ist in Arbeit von mindestens allen Maenner der Insel mit bewaffnet mit Meterstab und Spitzhacke. Schoenes Bild war die Mittagspause. Auf jeden Arbeiter kommt seine Frau mit Kochtopf. Ein farbiger und froehlicher Haufen Menschen. Es kam beinahe zur Schneeballschlacht mit uns.

Kathrins selbstloser Einsatz beim Fotografieren des Sonnenaufgangs unter arktischen Bedingungen sei hier noch mal besonders hervorgehoben. Den Tag ueber sitzen wir in der Sonne, baden Fuesse und besichtigen den Nachbau von Thor Heyerdahls Schilfboot im Hafen. Die Wolken am Abend nehmen wir nicht so Ernst. Das Gewitter in der Nacht dafuer umso mehr. Die Blitze blenden bei geschlossenen Augen und der Donner kommt sofort hinterher gegrollt. Am Morgen schneit es. Nichts wars mit einem zweiten faulen Tag in der Sonne. Die Gringos verlassen im Schneetreiben fluchtartig die Insel auf dem ueberfuellten Boot. In Copacabana scheint am Mittag wieder die Sonne.

Damit ist unser Bedarf an Kaelte erst mal wieder gedeckt. Der gesetzte Ausflug in die Cordillera ist gestrichen. Wir freuen uns auf unser Sonnenfenster im Hotelzimmer von La Paz und planen den Abstieg in die Yungas. Am Samstag gehts zu Fuss nach Coroico. Auch wenn mal wieder Regen droht ist das wahrscheinlich eine gute Entscheidung. Die Piste fallt von 4000 m auf 1700 m und erst gestern ist mal wieder ein Bus abgestuerzt. Durchschnittlich einer pro Monat.

In La Paz geniessen wir nochmal unseren Exilitaliener (und denken dabei an Dennis in der Kelter) und versorgen uns mit fast neuen Zeitungen im Goethe-Institut. Wahlkampf in Deutschland wirkt in Bolivien irgendwie lachhaft. Dabei haben wir noch ein interessantes Gespraech mit der Bibliothekarin (auf deutsch!). Fuer unsere 10 neuen Diafilme geben wirso viel aus, wie ein durschnittlicher Bolivianer im Monat verdient. Nicht so leicht zu verdauen.

Dennoch: der Abschied aus La Paz faellt uns schwer. Sollte man nicht glauben bei einer suedamerikanischen Millionenstadt.

Ein paar Bilder vom Strandleben am Titikakasee

Bilder aus La Paz