Im Pantanalzoo

Corumba, Pantanal (17.08. - 22.08.2002)

Beinahe haetten wir eine andere Route genommen. So sehr haben uns die Reisefuehrer vor den chaotischen Verhaeltnissen in Corumba gewarnt. Chaotisch bezogen auf das Geschaeftsgebaren der Touranbieter fuer den Pantanal, nicht bezogen auf die Stadt selbst. Doch jetzt sind wir da. Und der Touristenfaenger von Ecological Expeditions zieht auf dem Busbahnhof seinen Trumpf. Ein guenstiges Hotel (das mit den runden Betten!!!) und noch viel besser: ein wunderschoener alter VW-Bus fuer den Transport. Praktischerweise ist sein Buero gleich nebenan. Am Sonntagmorgen hat er dann das Geschaeft mit uns gemacht. Chaotisch wars ueberhaupt nicht.

Um zwoelf gehts los. Mit uns auf der Touristenladeflaeche des offenen Jeeps nur noch drei Israelis. Eine Situation, die man als Suedamerikareisender eigenlich vermeiden will. Ueblicherweise fuehlt man sich von Gruppen aus Israel regelmaessig ausgestossen und seltsamerweise sind die nur in Gruppen unterwegs. Aber nichts ohne Ausnahme und Amri mit seinen beiden Toechtern polieren unser Israelbild. Es wird richtig schoen.

Auf roten Sandpisten geht es mit foehnwarmem Fahrtwind Richtung Pantanal. Stichwort Pantanal: Riesengrosses Feuchtgebiet im Dreilaendereck Brasilien, Paraguay, Bolivien. Topfeben. Huefthohes Steppengras mit Inseln aus Palm- und Laubwaeldern. Kreisrunde Seen mit Salzrand. Vogelparadies und Outdoorzoo. Landwirtschaftlich als Weideland genutzt.

Auf die rote Sandpiste folgt eine Schotterpiste auf Daemmen, unterstutzt von unzaehligen einspurigen Holzbruecken. Wir sind drin. Im Pantanal. Unter den Bruecken gaehnen die Alligatoren und Kathrin holt bei der Capivari-Wertung (im Sinne von "Ich hab wieder zwei gesehen!") gewaltig auf. Die kleinen dicken sitzen familienweise am Strassenrand und gucken Touristen. Unzaehlige Voegel erfordern einen Ornithologen oder mindestens ein Bilderbuch von Heinz Sielmann. Mit beidem koennen wir nicht dienen. So bleibt eben der Eindruck von kreischenden Papageien und riesigen storchenaehnlichen Voegeln mit rotem Hals. Alle Anderen versuchen wir Tage spaeter ausgestopft im Museum von Campo Grande zu identifizieren.

Am Ende einer holprigen Fahrt erleben wir einen wunderschoenen blutroten Sonnenuntergang und wir beziehen unsere Haengematten im Pantanal-Camp. Es gibt Duschen, fliessendes Wasser, Toiletten und eine Bar. Mit ca. 40 Touristen ist es nicht gerade einsam aber im Gegensatz zu unserer ungeliebten Pampas-Tour ist alles weitlaeufiger, freundlicher und v.a. auf so viele Menschen eingestellt. Und das beste: zwei von vier Naechten werden wir fast alleine in einem weiteren Camp verbringen.

Die Tage sind klar strukturiert und richten sich nach dem Leben der Natur. Weniger nach den ueblichen Vorstellungen von Urlaub. Bei Sonnenaufgang (!) um 6 geht es los. Zwischen 10 und 15 Uhr passiert gar nichts (ausser Schaukeln in der Haengematte und Mittagessen). Danach wieder Programm bis zum Sonnenuntergang um 18 Uhr. Zum Programm:

1. Walking
"Gehen wir spazieren." Wichtige Saetze beherrscht Elias, unser Fuehrer, auch in deutsch. Weniger wichtige wie "Schau mir in die Augen Kleines" sind sogar akzentfrei zu haben. Beim Wandern sehen wir die meisten Tiere. Affen, Nasenbaeren, ein Guerteltier, Wildschweine, Emus (scheinbar gibts die nicht nur in Australien), einen Ameisenbaer und eben Voegel. Fuer uns sind alle aussergewoehnlich. Selbst die Rinder sehen hier exotisch aus.

2. Piranha-Fishing
Unglaublich aber wahr. Wir ziehen so viele Piranhas aus dem Teich, das wir tatsaechlich alle fuenf davon essen koennen. Zugegeben: das Verhaeltniss aus Koederfleisch und gefangenem Fisch war eher negativ. 3. Hoas Baeck Eiding
Das "r" gibt es in der brasilianischen Sprache wohl nicht. Dafuer aber Pferde im brasilianischen Pantanal. Als "erfahrene" Reiter machen wir das gleich zwei Nachmittage. Die Kurzbetriebsanleitung des hollaendischen Reisefuehrers aus Mexiko funktioniert auch hier und die Pferde zeigten Charakter. Ein Lahmarsch, ein Galopper des Jahres, eines mit Dienst nach Vorschrift und ein richtig Funktionierendes. Martin sieht Pferde jetzt nicht mehr ausschliesslich als Salamiproduzenten.

4. Special Events
Wildschweinfangen und Kastrieren einer jungen Wildsau.Dadurch wird sie fetter und unsere Fuehrer freuen sich schon auf den fetten Braten. Guerttierfangen und Bauchstreicheln. Fuehlt sich an wie bei den Alligatoren. Verarzten eines Kalbes. Danach haette es unsere Pferdegruppe beinahe als seine Herde adoptiert. Und die dunkle Seite der Natur. Eine Kuhmutter verteidigt ihr totes Kalb gegen die Geier.

5. Social Life
Die Franzosen teilen ihren Caipirinha mit uns (keine Ahnung, wo die das Eis her hatten) und wir fahren singend zum Alligator-Spoting ("What shall we do with the drunken sailor..."). Davon angespornt erfinden wir am naechsten Abend den Pantanal-Punch. Druecke alle verfuegbaren Fruechte der Kueche aus, gebe Wasser und Zucker hinzu und mische mit einer individuellen Menge Cachaca. Und noch etwas fuer unsere Zukunft: Von Andi und Lisa bekommen wir Neuseelandtips von Neuseelaendern. Das die auch Urlaub im Ausland machen...